Wie der Wind sich hebt (Film)

Wie der Wind sich hebt (Originaltitel: 風立ちぬ, Kaze Tachinu, internationaler Titel: The Wind Rises) ist ein japanischer Animationsfilm aus dem Jahr 2013, der vom renommierten Studio Ghibli produziert und unter der Regie des legendären Filmemachers Hayao Miyazaki entstanden ist. Der Film basiert lose auf dem gleichnamigen Roman von Tatsuo Hori sowie auf der Biografie von Jiro Horikoshi, dem Konstrukteur des berühmten japanischen Kampfflugzeuges Mitsubishi A6M Zero. Der Film ist eine Mischung aus historischen Fakten und fiktiven Elementen, welche die Lebensgeschichte Horikoshis und seine inneren Konflikte bei der Konstruktion von Militärflugzeugen in der Vorkriegszeit Japans reflektiert. Wie der Wind sich hebt zeichnet sich besonders durch seine philosophischen Betrachtungen über Krieg, Verantwortung, Liebe und Träume aus und gilt als eines der bedeutendsten Werke Miyazakis.

Entstehung des Films

Die Idee zu Wie der Wind sich hebt entwickelte Miyazaki über mehrere Jahre hinweg, inspiriert durch seinen eigenen Vater, der Flugzeuge herstellte, und durch seine Leidenschaft für Flugzeugdesign. Der Film war ursprünglich als Miyazakis letzter Film angekündigt worden, was jedoch später revidiert wurde, da er 2023 mit Der Junge und der Reiher nochmals zurückkehrte.

Miyazaki wollte mit diesem Werk nicht nur die technische Genialität des Flugzeugkonstrukteurs darstellen, sondern auch dessen ethische Dilemmata, da Horikoshis Konstruktionen im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden. Die Produktion des Films wurde von Studio Ghibli durchgeführt, mit Toshio Suzuki als Produzent, und dauerte mehrere Jahre, was auf die detaillierte und anspruchsvolle Animation zurückzuführen ist.

Handlung

Der Film erzählt die Geschichte von Jiro Horikoshi, der seit seiner Kindheit von Flugzeugen fasziniert ist. Bereits früh träumt er von Flugzeugen und begegnet in seinen Träumen regelmäßig dem italienischen Flugzeugingenieur Giovanni Battista Caproni, der ihn inspiriert und motiviert. Caproni erscheint ihm als Mentor und symbolisiert Jiros Leidenschaft für Flugzeuge und Innovation.

Im Verlauf seines Studiums und später als Ingenieur erlebt Jiro zahlreiche Herausforderungen, darunter das große Kantō-Erdbeben von 1923, während dem er die junge Naoko Satomi trifft und rettet. Jahre später begegnen sie sich erneut, verlieben sich und heiraten. Ihre Liebe ist allerdings tragisch überschattet, da Naoko an Tuberkulose leidet.

Parallel zu seiner persönlichen Geschichte muss sich Jiro beruflich mit komplexen ethischen Fragen auseinandersetzen. Seine Flugzeuge werden, obwohl ursprünglich aus rein technischen und ästhetischen Gründen konstruiert, für den Krieg eingesetzt. Die ethische Problematik, dass seine leidenschaftlichen Konstruktionen zu Zerstörungswerkzeugen werden, belastet ihn stark.

Figuren

Jiro Horikoshi

Jiro ist ein introvertierter, idealistischer und leidenschaftlicher Flugzeugkonstrukteur, dessen technisches Genie und Hingabe zur Arbeit ihn berühmt machen. Gleichzeitig leidet er unter der Erkenntnis, dass seine Innovationen für militärische Zwecke missbraucht werden könnten.

Naoko Satomi

Naoko ist die zarte, liebevolle und mutige Frau, die Jiro heiratet. Sie symbolisiert zugleich das Glück und die Verletzlichkeit des Lebens. Ihre Krankheit und ihre ruhige Stärke beeinflussen Jiro zutiefst und geben ihm Halt in schwierigen Momenten.

Giovanni Caproni

Caproni repräsentiert in Jiros Traumwelt den Mentor und Visionär, der ihn antreibt, zu träumen und Großes zu erschaffen. Capronis philosophische Ansichten über den Zweck der Technik geben dem Film eine starke moralische Tiefe.

Visuelle Umsetzung und Animation

Wie der Wind sich hebt wurde aufgrund seiner handgezeichneten Animation und visuellen Perfektion von Kritikern weltweit gelobt. Miyazakis bekannte Detailverliebtheit zeigt sich in jeder Szene des Films, insbesondere in der liebevollen Darstellung historischer Flugzeuge und Landschaften Japans der 1920er und 1930er Jahre. Die Animation überzeugt sowohl durch Realismus als auch durch poetische, surreale Elemente, die in den Traumsequenzen auftauchen.

Musik und Soundtrack

Der Film zeichnet sich durch den einprägsamen und emotional berührenden Soundtrack des Komponisten Joe Hisaishi aus, der bereits mehrere Filme Miyazakis musikalisch begleitet hat. Hisaishi schafft mit seiner Musik eine melancholische, reflektierende Atmosphäre, die perfekt auf die Grundstimmung des Films abgestimmt ist.

Kritiken

Nach seiner Veröffentlichung erhielt Wie der Wind sich hebt überwiegend positive Kritiken. Kritiker lobten die tiefgründige und sensible Auseinadersetzung mit historischen und moralischen Themen sowie die meisterhafte visuelle Umsetzung. Einige Stimmen kritisierten jedoch, dass der Film die historische Realität des Krieges teilweise zu idealisiert darstelle oder die ethischen Fragen nicht ausreichend kritisch betrachte.

International wurde der Film mehrfach ausgezeichnet und erhielt zahlreiche Nominierungen, darunter die Nominierung als „Bester Animationsfilm“ bei den Academy Awards 2014.

Kontroversen

In Japan sorgte der Film für kontroverse Diskussionen, insbesondere wegen seiner Darstellung von Jiro Horikoshi, dessen Konstruktionen auch für aggressive militärische Zwecke verwendet wurden. Miyazaki wurde vorgeworfen, Jiro zu romantisch dargestellt zu haben. Der Regisseur verteidigte jedoch seinen Ansatz, indem er betonte, dass der Film keine Kriegsverherrlichung sei, sondern vielmehr die Tragik eines Menschen zeige, dessen kreative Arbeit missbraucht wurde.

Philosophische Bedeutung und kulturelle Wirkung

Der Film hinterfragt in subtiler Weise den moralischen Preis des Fortschritts. Durch seine tiefgründigen Reflexionen über die Ambivalenz von Technik, Kreativität und menschlicher Verantwortung regte er internationale Diskussionen über Ethik und die Konsequenzen technischer Innovationen an.

In der globalen Filmlandschaft gilt der Film als bedeutender Beitrag zur Diskussion über die Verantwortung des Individuums in der Gesellschaft und über die Grenzen zwischen technischer Schönheit und moralischer Konsequenz.

Fazit

Wie der Wind sich hebt zählt zu den bedeutendsten Animationsfilmen des frühen 21. Jahrhunderts und festigte Hayao Miyazakis Ruf als einer der herausragendsten Filmemacher der Gegenwart. Der Film ist nicht nur aufgrund seiner ästhetischen Qualität von Bedeutung, sondern ebenso wegen seiner komplexen Auseinandersetzung mit ethischen und historischen Themen. Er bleibt ein emotional berührendes Werk, das über Jahre hinweg seinen Platz als Klassiker des japanischen Animationsfilms gesichert hat.